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Kunstwerk des Monats

Wechselnde Blicke auf regionale Kunst

Im Januar 2023 hat eine neue Projektreihe im Schloss Brake begonnen, die von der Kulturagentur des Landesverbandes Lippe und deren Kunsthistorikerinnen Dr. Mayarí Granados und Vera Scheef betreut wird: Das „Kunstwerk des Monats“. Ziel des Projektes ist es, besondere Arbeiten von zeitgenössischen regionalen Künstlerinnen und Künstlern auszustellen und genau unter die Lupe zu nehmen.

Dazu wurde das Erdgeschoss des Verwaltungsgebäudes im Schloss Brake umgestaltet und die dort präsentierten Skulpturen von Heinrich Drake und Karl Ehlers in die Nachlassausstellung im 1. und 2. Obergeschoss integriert. So gibt es nun einen großzügigen Ausstellungsort für Skulpturen, Objekte oder Installationen von regionalen zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern, die als Auftakt zu den Bildhauerausstellungen von Heinrich Drake und Karl Ehlers in den Obergeschossen einen spannenden, wechselnden Akzent setzen.

Achtes Kunstwerk: „Zwei Schalen“ von Cengiz Hartmann

Der freischaffende Künstler Cengiz Hartmann aus Detmold, Mitglied im Lippischen Künstlerbund, ist Mitarbeiter der Detmolder Schule für Gestaltung der TH OWL, wo er seinen Master of Arts im Bereich Gestaltung im Jahre 2018 absolvierte. Auszeichnungen und Ausstellungen folgten und so war er auch Stipendiat des Künstlerdorfes Schöppingen. Seine Werke präsentiert er in Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland. Sein künstlerisches Credo „Mit den Händen denken“ begleitet Cengiz Hartmann bei seiner bildhauerischen Arbeit, die Werke aus Holz entstehen lässt. Das Material Holz mit all seinen Stärken und Schwächen lotet er aus und reduziert seine künstlerischen Gegenstände auf das Wesentliche, ohne ihnen die Kraft und Poesie zu nehmen.

„Das Material (Holz) ist intelligent, sagt uns, was wir tun sollen.“ Cengiz Hartmann

Auf Europareise und zuletzt in Brüssel zu sehen, präsentiert der Detmolder Künstler „Zwei Schalen“ im Schloss Brake, die aus dem Holz einer jahrhundertalten Eiche stammen. Sie erzählen eine Geschichte, denn die Verfärbungen im Holz sind eine Reaktion der Gerbsäure mit Blei. Ein Granatsplitter aus diesem Schwermetall traf diesen alten Eichenstamm im Krieg. Die Gestaltung der Schalen setzt ein hohes Maß an Zeit und Arbeit des Künstlers voraus, der mit dem Stechbeitel die Erhebungen im Schaleninneren schafft. Aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet, sind die Schalen Metapher für das pralle, gefüllte Leben oder: Gefüllte Schalen stehen für den Zisterzienser Abt Bernhard von Clairvaux (1090-1153) für die Liebe. Die Risse im Holz erinnern an die Perforierung von Leinwänden eines Lucio Fontano (1899-1968), der mit seinen Schnitten in die Malfläche Raumkonzepte entwickelte und als Maler und Bildhauer damit Kunstgeschichte geschrieben hat. Die Schalen im Braker Schloss faszinieren und der Interpretation sind keine Grenzen gesetzt. Lassen Sie sich überzeugen und betrachten Sie diese Werke im Original, die noch bis zum 24. Mai 2024 dort gezeigt werden. Die ursprünglich vorgesehenen Vasen für das Schloss Brake sind ab Mitte April mit zahlreichen weiteren Werken von Cengiz Hartmann in der Villa Borsani in Mailand zu sehen. Wer nicht so weit reisen möchte, kann ab 29. Mai in Warburg in der Kirche Maria im Weinberg bis Ende August eine große Bandbreite an weiteren Arbeiten des Künstlers bewundern.

Laufzeit: 04.04.2024- 24.05.2024

Foyer Schloss Brake Mo-Do von 10 bis 16 Uhr, Fr von 10 bis 12 Uhr. Eintritt frei

Aktuelles

Kunstwerke des Monats

Siebtes Kunstwerk: "Schwemmholzskulptur" von H-Punkt Schmidt

Siebtes Kunstwerk: „Schwemmholzskulptur“ von H-Punkt Schmidt

30. Januar 2024 bis  20. März 2024 im Schloss Brake

Das siebte Kunstwerk des Monats – das Erste im Jahr 2024 – ist die „Schwemmholzskulptur“ (Eiche, Schwemmholz aus der Bega, 200 cm x 30 cm x 5 cm) des Dörentruper Künstlers H-Punkt Schmidt.

Der Künstler H-Punkt Schmidt entdeckte das Holz auf einem seiner Spaziergänge im Wasser der Bega.
Wie lange es im Wasser lag, ist nicht bekannt: 1 Jahr – 50 Jahre – oder mehr? Ausgewaschen und
verwittert hatten die Elemente tiefe Spuren hinterlassen. Das Objekt erinnerte den Künstler sofort an
Monumente, die frühere Einwohner der Südsee – Ozeanien – der Nachwelt hinterlassen haben:
Spuren alter Kulturen, Erinnerungen an spirituelle und magische Orte werden wach und erzählen uns
eine Geschichte.
Unter vielen Mühen barg H-Punkt Schmidt das schwere, mit Wasser vollgesogene Holz. An der Luft
begann sofort ein Erosionsprozess. Mehrfaches Waschen, Bürsten, Herantasten und Ausarbeiten
markanter Strukturen und eine Schutzlasur, um den Verwitterungsprozess zu verlangsamen, geben
nun der Skulptur den gewollten Charakter.
Nach der sanften Bearbeitung gab der Künstler der Skulptur einen Platz neben seinen anderen
Arbeiten in seinem privaten Skulpturenpark, der der Öffentlichkeit jederzeit zugänglich ist.
Jetzt kann die Natur walten und weiter gestalten. Jeder mag sich der Geschichte der Arbeit hingeben
– Eintauchen und einen Traum leben.

Der Künstler H-Punkt-Schmidt lebt und arbeitet in Dörentrup-Humfeld.
Er erhielt seine künstlerische Ausbildung durch bekannte Maler wie z.B. Emil Schulz-Sorau und Willi
Berger, Hiddensee und machte über viele Jahre lang Studienfahrten zur Insel Hiddensee.
Das Werk von H-Punkt-Schmidt ist vielseitig und reicht von der Landschaftsmalerei und
Blumenmalerei über Städte- und Industriebilder bis hin zu abstrakten, verspielten Werken. Neben
seinen Bildern in Öl, Aquarell und Acryl schuf er zahlreiche Skulpturen und Objekte.
Er experimentiert gerne mit Farben und Farbaufbau: vom Schütten, Trocknen, Polieren, Schleifen und
Lackieren bis zum Rakeln.
In den letzten Jahren hat sich der Künstler verstärkt mit dem Kreieren von Skulpturen beschäftigt,
zum Teil aus Schwemmholz aus dem nahen Fluß der Bega, aber auch aus anderen, vielseitigen, oft
recycleten Materialien. Ein Alleinstellungsmerkmal besitzen seine farblich intensiv gestalteten
Schaufensterpuppen, die inzwischen europaweit ihre Liebhaber finden.
H-Punkt-Schmidt steht mit seinen Werken – ob Bild oder Skulptur – für Heimat, Nachhaltigkeit,
Recycling, Natur und lebt sie auch. Viele seiner Werke befinden sich im privaten Besitz.

Zahlreiche erfolgreiche Ausstellungen zeugen von einer guten Nachfrage und Akzeptanz seiner
Werke: Z. B. Jahresausstellungen der Kulturagentur des Landesverbandes im Koepke Haus,
Schwalenberg, offene Ateliers in Lippe, Ausstellungen bei der Lippischen Landesbrand Versicherung,
Detmold, im Kreishaus, Detmold, Bad Lippspringe, Bad Meinberg, Volksbank Schlangen, Hameln,
Hannover, Bielefeld, Lemgo, Berlin, Bad Karlshafen, Hiddensee.
Darüber hinaus richtet der Künstler alle 2 Jahre in seinem Parkgarten in Dörentrup-Humfeld eine gut
besuchte Bilder- und Skulpturenausstellung mit wechselnden und bekannten Künstlern aus: 2023
feierte diese Ausstellungsform ihr 20 jähriges Jubiläum.

Sechstes Kunstwerk: „Licht und Schatten“ von Christine Brand

Sechstes Kunstwerk: „Licht und Schatten“ von Christine Brand 

Vom 12. Dezember 2023 bis zum 25. Januar 2024 im Schloss Brake

Die Künstlerin Christine Brand aus Detmold ist in der Region eine geschätzte und anerkannte Künstlerin, die für ihre Enkaustik*, Malerei, Objekte und Wandobjekte aus Papier bekannt ist. Im Schloss Brake präsentiert sie die Papierobjekte „Licht und Schatten“, die sie für die Gemeinschaftsausstellung zum Thema „Licht“ in Lemgo im Eichenmüllerhaus 2019 konzipierte. Aus Papier, Leim und Pigment entwickelte sie die filigran wirkenden Objekte. Eindrucksvoll erprobt die Künstlerin den Umgang mit dem Material Papier, dass sie immer wieder aufs Neue fasziniert und herausfordert. Dabei spielen die haptische, optische und ästhetische Qualität von Papier eine entscheidende Rolle in der künstlerischen Auseinandersetzung. Die studierte Innenarchitektin und Malerin, seit 2018 Mitglied im Lippischen Künstlerbund und aktive Teilnehmerin der Offenen Ateliers in Lippe, formt, reißt und presst das Papier und stellt wunderbare Objekte her, die dem Betrachter die Augen öffnen für sensible und aktuelle gesellschaftliche Ereignisse. Auch die Umweltzerstörung ist ein wichtiges Thema in der künstlerischen Auseinandersetzung der Detmolder Künstlerin, die zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellung bespielt. In diesem Jahr beteiligte sich Christine Brand an der Gemeinschaftsausstellung im Haus Eichenmüller in Lemgo zu den Thema „Zwischenzeiten“

„Der Werkstoff lässt thematische Ideen entstehen, die mit der ihm eigenen Aussagekraft des Papiers ihre Wirkung filigran, aber auch organisch in meist strenger Komposition entfalten. Das Material Papier mit seiner individuellen Verwendungsgeschichte von vielleicht schon zuvor mehreren Recyclingkreisläufen wird erneut transformiert.“ (C. Brand)

Ihre Vorliebe für monochrome Farben in den Facetten Grau, Weiß und Schwarz spiegeln sich auch in den im Schloss Brake präsentierten Werken „Licht und Schatten“ wider. Still und unauffällig in der Farbgebung, nimmt der Besucher die Papierobjekte wahr, die darauf hinweisen möchten, wo Licht ist, ist auch Schatten. Im übertragenen Sinne: es gibt in unserem Leben keinen Vorteil ohne Nachteil. In Goethes Götz von Berlichingen heißt es „Wo viel Licht ist, ist starker Schatten.“

Der Besucher hat bis zum 25. Januar 2024 die Möglichkeit, diese Werke im Foyer von Schloss Brake im Rahmen unserer Reihe „Kunstwerk des Monats“ von bei kostenlosem Eintritt sehen zu können. Mo-Do von 10 bis 16 Uhr, Fr von 10 bis 12 Uhr.

Fünftes Kunstwerk: "Raumkörper" von Ernst Thevis

Fünftes Kunstwerk: Ernst Thevis zeigt „Raumkörper“

Vom 21. September 2023 bis zum 20. November 2023 ist nun das Werk „Raumkörper“ von 2018 des Detmolder Bildhauers Ernst Thevis zu sehen.

Mit seinen stolzen 2,50 Metern Höhe ist das Kunstwerk wie geschaffen für die hohen Räume im Schloss Brake: kaum ein Raum gibt eine solche Höhe her, ohne das Kunstwerk optisch einzuengen. Es ist der Stamm einer Eiche, die bearbeitet und bemalt wurde. Der einstmals massive Baumstamm ist nun durchlöchert von einer zarten Wabenstruktur, die an einen Bienenstock erinnert. Die Struktur bricht den einstmals massiven Raumkörper auf und macht ihn durchlässig, ohne jedoch seine imposante Höhe zu zerstören.

Die Arbeiten von Ernst Thevis sind hölzerne Erzählungen, die nicht nur den Raum, in dem sie sich befinden, verdrängen, sondern zugleich in ihrem Innern Räume beherbergen. Durch das Aushöhlen des Innern verwandelt sich das ursprüngliche Stück Holz zu etwas Neuem, Andersartigem. Aus dem massiven Volumen entstehen zarte Schichten die kaum aus Holz zu sein scheinen. Sie bilden die Grenze zwischen Innen und Außen, verdrängen Raum und  umhüllen ihn zugleich.

Die Bildhauerei von Ernst Thevis ist geprägt vom faszinierenden Dialog zwischen dem künstlerischen Gestaltungswillen auf der einen- und dem Widerhall des Materials auf der anderen Seite. Vorheriges Skizzieren dient meist einer grundsätzlichen Ideenfindung. Jedoch vertraut Thevis  im Prozess des Bildhauens auf seine Intuition. Den nötigen Zeit_Raum dazu verschafft er sich durch eine bewusst langsame Arbeitsweise. Nur wenige Maschinen kommen zum Einsatz; stattdessen arbeitet er vielfach mit einfachen Handwerkzeugen, wie Schnitzeisen, Säge, Raspel. Das ist zwar gelegentlich mühsam, jedoch gibt gerade diese Arbeitsweise dem Künstler die Freiheit mit dem Material in einen intuitiv gesteuerten Dialog zu treten.

Vita Prof. Ernst Thevis:

Biographie

1961 Geboren in Oberndorf am Neckar

1980 Werkpraktikum bei Prof. Erich Hauser, Rottweil

1981-84 Holzbildhauerlehre an der Schnitzschule Berchtesgaden

1984 Förderpreis des Landkreis Berchtesgadener Land

1984-92 Architekturstudium an der RWTH Aachen,

1990-92 Gaststudium an der Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. Ernst Kasper

seit 1992 freischaffender Bildhauer

1992-97 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Plastik der RWTH Aachen

1996 Gründungsmitglied des Bundesverband Bildender Künstler Aachen Euregio

1998 Berufung zum Professor für Plastisches Gestalten an der

Fachhochschule Lippe , heute TH-OWL

2000 Gastdozent an der TU Delft, Holland

2002-06 Dekan des Fachbereichs Architektur und Innenarchitektur der

Fachhochschule Lippe und Höxter

2005 Gastdozent an der Academie van Bouwkunst Arnhem, Holland

Forschungspreis der Fachhochschule Lippe und Höxter

2005 Eintritt in den Lippischen Künstlerbund

Seit 1997 zahlreiche Einzelausstellungen sowie Beteiligung an Gruppenausstellungen.

Abbildungen:

Ernst Thevis (r.), Landesverbandsvorsteher Jörg Düning-Gast und Dr. Mayarí Granados mit dem „Raumkörper“,  Eiche bemalt, 250 x 30 x 12 cm, 2018. Foto: Landesverband Lippe

Ernst Thevis, , „Raumkörper “, Eiche bemalt, 250 x 30 x 12 cm,  2018.  Foto: Landesverband Lippe

Laufzeit: 21.09.2023- 20.11.2023

https://www.landesverband-lippe.de/wp-content/uploads/2023-09-21-KdM-Thevis_-1-scaled.jpg

Viertes Kunstwerk: „Emotion – Searching For“ von Carolin Engels

Viertes Kunstwerk: Carolin Engels zeigt „Emotion – Searching For“

Die Lemgoer Künstlerin Carolin Engels schloss nach dreijähriger Steinmetzlehre in Düsseldorf ihren Meister in Königslutter 2002/2003 ab. Sie hat sich auf Gedenksteine, Skulpturen und Gebrauchsgegenstände spezialisiert. Zeichnungen und Skizzen bereiten ihre künstlerische Arbeit in Stein vor. Mit großer Kunstfertigkeit, einer hohen Sensibilität, viel Einfühlungsvermögen schafft die Bildhauerin Carolin Engels wunderbare dreidimensionale Arbeiten in Stein. 2007 erhielt sie den Staatspreis NRW, Fachrichtung Stein.

Im Braker Schloss präsentiert Carolin Engels eine im Jahre 2020 entstandene Skulptur aus Thüster Kalkstein, die sie mit dem Handbeil gearbeitet und teilweise geschliffen hat. „Emotion – Searching For“ ist eine auf ein Minimum reduzierte Skulptur, die durch Vereinfachung und Verfremdung ihr Inneres sichtbar werden lässt. Die Künstlerin schreibt: „Der Körper dient dabei als Spiegel der eigenen Selbstwahrnehmung und bietet Raum für Interpretationen.“ Die Besucherin, der Besucher muss die Skulptur in ihrer Ganzheit erfassen und sieht nach eingehender Betrachtung vielleicht einen weiblichen Torso. Man fühlt sich an die griechisch antike Bildhauerkunst erinnert. Stellt der weibliche Torso im Braker Schloss eine Figur aus der griechischen Mythologie dar? Werden wir durch die Skulptur an unsere eigene Vergänglichkeit erinnert?

Carolin Engels ist eine Bildhauerin, die sich mit den Auftragsarbeiten, der Gestaltung und Umsetzung von Grabdenkmälern, in der Region einen Namen gemacht hat. Der Spagat zwischen Auftragsarbeit und kreativer freier Kunst gelingt ihr auf ganz wunderbare Art und Weise. „Sie ist als Bildhauerin ein Multitalent, zeichnet, malt, stellt kunstgewerbliche Objekte her, betreibt eine Galerie für freie und angewandte Kunst in Lemgo, nimmt an Einzel- und Gruppenausstellungen teil und ist in der Region eine geschätzte und anerkannte Künstlerin, eine Denkerin mit viel Esprit und Elan“, erläutert Kunsthistorikerin Vera Scheef von der Lippischen Kulturagentur.

Die Kulturagentur des Landesverbandes Lippe freut sich, die Arbeit bis zum 19. September 2023 im Foyer von Schloss Brake präsentieren zu dürfen. Ein Besuch im Schloss Brake lohnt sich. Schauen Sie vorbei.

Mo-Do. 8.00 bis 16.00 Uhr, Fr. 8.00 bis 12.30 Uhr; kostenloser Eintritt

Abbildung: Carolin Engels (Rechts) präsentiert Arne Brand (Allg. Vertreter des Verbandsvorsteher) und Vera Scheef (Lippische Kulturagentur) ihre aus Thüster Kalkstein entstandene Skulptur. (Foto: LVL)

Drittes Kunstwerk: „Installation Räume 1 - 4“ von Anja Kracht 

Drittes Kunstwerk: „Installation Räume 1 – 4“ von Anja Kracht

Nach Werken von Meike Lothmann und Nils Grube/Susen-Ann Sandrock ist wird nun als drittes Kunstwerk des Monats eine Installation der Lemgoer Keramikerin Anja Kracht gezeigt.

Die Arbeit „Räume 1-4“ der Lemgoer Künstlerin Anja Kracht entstand im Jahr 2018 für eine Ausstellung in der Abtei Marienmünster. Es ist eine Installation von Objekten, die die Form von nach oben hin offenen Räumen haben. Sie bestehen aus verschiedenen Keramiken sowie Porzellan und Draht, die zum Teil wie Korbgeflecht wirken, aber auch wie aus Ziegelsteinen zusammengesetzt.

Anja Kracht verfolgt in dieser Arbeit die Frage nach der Geschlossenheit von Räumen, der Wechselwirkung von innen und außen, und erforscht, wie zugänglich Räume tatsächlich sind. Dabei geht es um eine emotionale Erfahrung im Inneren der Räume, darum, welche Atmosphäre in ihnen entsteht und welche Auswirkung der Raum darauf hat. Ein Raum kann Schutz und Geborgenheit vermitteln, aber auch Enge. Gegensätzliche Gefühle können in ein und demselben Raum entstehen, man kann aufgehoben sein oder weggesperrt. Die Räume bieten dabei jedoch eine zusätzliche Perspektive, die dem Menschen im Raum normalerweise nicht zugänglich ist, und zwar den Blick von oben, und somit eine beobachtende Distanz.

Material: Verschiedene Keramische Massen wurden in einem Stück verarbeitet, verbunden durch Kantaldraht, der mit gebrannt wurde, dadurch war es möglich Räume zu flechten und Porzellan mit Steinzeug zu verbinden.

Infos:

Laufzeit: 25.05.2023- 21.07.2023
Ort: Schloss Brake, Schlossstr. 18, 32657 Lemgo,
Eingang der Verwaltung Landesverband Lippe
Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 8-16 Uhr Freitag 8 – 12.30 Uhr (zu den Bürozeiten).

Vita Anja Kracht:

1965 geboren in Lemgo
1985 – 1989 Kunst/Psychologie, OS Bielefeld
1989 – 1992 Ausbildung zur Keramikerin, J. Gerber-Albrecht, Dörentrup
1993 – 1996 Fachschule für Keramikgestaltung, Höhr-Grenzhausen
1995 Studienaufenthalt I.S.I.A., Faenza / Italien
seit 1997 eigenes Atelier in Lemgo
seit 1995 Beteiligung an Ausstellungen und Wettbewerben / Arbeiten in privaten und öffentlichen Sammlungen
2002 Teilnahme am internationalen Künstlersymposium „Keramik“,Osterholz Scharmbeck
2005 Teilnahme am internationalen Künstlersymposium „Brückenschlag zwischen Kunst und Technik“, Höhr-Grenzhausen
seit 2004 Mitglied der Künstlerinnen-Gruppe „pickArt“
seit 2019 Mitglied im Lippischen Künstlerbund
2011 Arbeiten im öffentlichen Raum, „Die Eroberer“ und „Ausblick“/ Horn (Skulpturenweg)
2021 gefördertes Projekt im öffentlichen Raum (Schlosspark Lemgo Brake) „150 Boote -enter“
2021/22 gefördertes Projekt „Tiere subkutan“

 

Abbildung: Anja Kracht (Mitte), Landesverbandsvorsteher Jörg Düning-Gast und Dr. Mayarí Granados mit den „Räumen 1-4“ (Keramik, Porzellan, Steinzeug, Draht, Maße variabel, 2018). Foto: Landesverband Lippe

Zweites Kunstwerk : „Open Mind und Blown away (again)“ von Nils Grube und Susen-Ann Sandrock

Zweites Kunstwerk : Open Mind und Blown away (again)von Nils Grube und Susen-Ann Sandrock

Die beiden Kunstschaffenden leben und arbeiten im lippischen Dörentrup. Nils Grube, der in Großbritannien an der Norwich School of Art und Design seinen Bachelor und Masters in bildender Kunst Ende der 90er Jahre absolvierte, teilt sich mit der Künstlerin Susen-Ann-Sandrock seit 2015 ein Gemeinschaftsatelier productioNS. Seit 2002 ist Susen-Ann Sandrock freischaffend als Künstlerin und Tattoo artist tätig.Im Schloss Brake stellen beide Werke aus, die in einen Dialog treten. Die aus einem Stück Holz mit der Kettensäge bearbeitete Skulptur von Nils Grube -Open Mind- aus dem Jahre 2018 macht das Innere sichtbar.

Der geöffnete Kopf mit Blick auf ein walnussähnliches Gebilde steht für das menschliche Gehirn, der Schaltzentrale für alle lebensnotwendigen Körperfunktionen und für das Denken, Empfinden, Fühlen, Erinnern. -Open Mind- symbolisiert ein Innehalten im Sinne einer selbstkritischen Überprüfung. Die zum Kopf geführten Arme mit riesigen Händen deuten auf ein Abschotten hin. Die Skulptur mag auf den gläsernen Menschen in George Orwells Roman -1984- hinweisen. Der Mensch, der durch den Überwachungsstaat in all seinen Handlungen kontrollierbar ist. Im direkten Austausch zu dieser Arbeit entwickelte Susen-Ann Sandrock eine neue Version der Arbeit ‘Blown Away’, die im letzten Jahr für SUJA ANSEN Ausstellung ‘Blubberblasen Weltkrieg´ in der Lemgoer Produzentengalerie Aussergewöhnlich 2.0. konzipiert und realisiert worden ist. Das Statement der Künstlerin: „The OPEN MIND is BLOWN AWAY (AGAIN) by the Elephants in the room“. Die AUFGESCHLOSSENHEIT ist (wieder) ÜBERWÄLTIGT von den Elefanten im Raum. Die Holzstele von Susen-Ann Sandrock trägt eine Papiercollage mit Elefanten, die im Raum angeordnet sind. Sie stehen für ein offensichtliches Problem, dass aus verschiedenen Gründen niemand anzusprechen wagt. Die Gesellschaft leugnet die Existenz der Elefanten im Raum. Daraus resultiert, dass aus einigen immer mehr Elefanten werden.

Susen-Ann Sandrock schreibt: „Die Leugnung der Existenz der Elefanten im Raum, führt zu noch mehr Elefanten, dass Chaos das diese Elefanten ganz ihrer Natur entsprechend, auf so engem Raum anrichten wird auf kurz oder lang ein riesiges Debakel. Diese Elefanten in Räumen sind Meinungsverschiedenheit, Ansichten, Überzeugungen, Ideen, Vorstellungen, Traumata, Konflikte, Kritik.“ Verbunden mit der Holzstele ist die aus Pappe bestehende Gatling Gun, erfunden 1861 von dem amerikanischen Arzt R.J. Gatling. Sie gilt als Vorläufer des Maschinengewehrs. Mit dieser Waffe konnten aufgrund der hohen Schusskadenz noch mehr Feinde schneller getötet werden. Nach dem Zitat der Künstlerin funktioniert unsere Gatling Gun ein wenig anders, „Die K.U.N.S.T quillt unablässig aus ihr heraus. Stellt man sich dahinter wird man zum Soldaten der K.U.N.S.T, steht man davor wird man getroffen.“

Erstes Kunstwerk: „Tracht in Schichten“ von Meike Lothmann

Erstes Kunstwerk: „Tracht in Schichten“ von Meike Lothmann

 

Im Jahr 2022 beschäftigte sich Meike Lothmann mit der SCHWALENBERGER TRACHT, vor allem der Tracht der Frau. Zu ihrem Überraschen entdeckte die Künstlerin, welch wunderbares Kleid – normalerweise bedeckt von Schürze und Tuch – zum Vorschein kam. Das weckte ihre Neugierde, die einzelnen Schichten der Tracht einmal genauer zu untersuchen. Jede Schicht bedarf unterschiedlicher handwerklicher Techniken, gibt Aufschluss darüber, wie viel Arbeit in einer solchen Tracht steckt, und weist Besonderheiten auf, die hervorgehoben, isoliert, verändert oder in Alternativen umgewandelt werden.

Bei der Kunstinstallation hängen die Schichten der Tracht hintereinander im Raum, so dass sie einzeln von der Seite betrachtet werden können. Blickt man auf das Werk von vorn, ergibt sich aus dem Zusammenspiel der Schichten wieder eine Gesamt-Tracht.

Das Tuch wird weggelassen, nur die Fransen bleiben stehen, um den Blick auf das
Kleid zu gewähren.
Die Schürze dient als äußerer Schutz und erinnert hier an die Fachwerkfassaden Schwalenbergs. Auch hier bleibt der Blick auf das Kleid erhalten.
Das Stoffmuster ist nach dem ursprünglichen Trachtenstoff-Druck mit echten Rosen angeordnet; die Rose in Anlehnung an die Lippische Rose.
Die Puff-Ärmel sind vergrößert dargestellt und betonen die barocken Elemente.
Das Kleid übernimmt die Form, die ursprünglichen Biesen (kleine Falten) sind vergrößert, verlängert und farblich betont. Eine Verlängerung fließt aus dem Kleid heraus und formt das Wort „ZUSAMMEN“.
Der Unterrock ist etwas Intimes; spiegelt mögliche Gedanken einer Frau wider, die heute diese Tracht nutzt.
Der Strumpfhalter hält die Strümpfe fest. „HALT FEST“ steht für die TrachtenträgerInnen, die an ihren Traditionen festhalten – im positiven sowie negativen Sinne – vielleicht HALT gebend?

 

Vita Meike Lothmann:

geboren 1979 in Mönchengladbach
1999 – 2003 Studium an der Akademie der Bildenden Künste Maastricht, Niederlande
Bachelor of Fine Art
2004 – 2006 Atelier in Berlin
2006 – 2014 Atelier in Essen
seit 2008 Kunst- und Theaterpädagogin an Gymnasien
seit 2016 Mitglied der Künstlergruppe arche e.V., Hameln
seit 2019 Vorstandstätigkeit im Kunstverein Schieder-Schwalenberg e.V.
lebt und arbeitet seit Ende 2014 in Schwalenberg, NRW

Ausstellungen in Berlin, Erkelenz, Essen, Hameln, Hilden, Lemgo, Maastricht (NL), Mülheim an der Ruhr, Roermond (NL), Schwalenberg, Thorn (NL) und Zaandijk (NL).

Abbildungen:

(oben) Meike Lothmann (Mitte), Dr. Mayarí Granados und Landesverbandsvorsteher Jörg Düning-Gast mit der „Tracht in Schichten“.

(ganz oben) Meike Lothmann, „Tracht in Schichten“, diverse Materialien, 240 x 210 x 110 cm, 2022.

Fotos: LVL

 

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