Kunstwerk des Monats
Wechselnde Blicke auf regionale Kunst
Im Januar 2023 hat eine neue Projektreihe im Schloss Brake begonnen, die von der Kulturagentur des Landesverbandes Lippe und deren Kunsthistorikerinnen Dr. Mayarí Granados und Vera Scheef betreut wird: Das „Kunstwerk des Monats“. Ziel des Projektes ist es, besondere Arbeiten von zeitgenössischen regionalen Künstlerinnen und Künstlern auszustellen und genau unter die Lupe zu nehmen.
Dazu wurde das Erdgeschoss des Verwaltungsgebäudes im Schloss Brake umgestaltet und die dort präsentierten Skulpturen von Heinrich Drake und Karl Ehlers in die Nachlassausstellung im 1. und 2. Obergeschoss integriert. So gibt es nun einen großzügigen Ausstellungsort für Skulpturen, Objekte oder Installationen von regionalen zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern, die als Auftakt zu den Bildhauerausstellungen von Heinrich Drake und Karl Ehlers in den Obergeschossen einen spannenden, wechselnden Akzent setzen.
Achtes Kunstwerk: „Zwei Schalen“ von Cengiz Hartmann
Der freischaffende Künstler Cengiz Hartmann aus Detmold, Mitglied im Lippischen Künstlerbund, ist Mitarbeiter der Detmolder Schule für Gestaltung der TH OWL, wo er seinen Master of Arts im Bereich Gestaltung im Jahre 2018 absolvierte. Auszeichnungen und Ausstellungen folgten und so war er auch Stipendiat des Künstlerdorfes Schöppingen. Seine Werke präsentiert er in Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland. Sein künstlerisches Credo „Mit den Händen denken“ begleitet Cengiz Hartmann bei seiner bildhauerischen Arbeit, die Werke aus Holz entstehen lässt. Das Material Holz mit all seinen Stärken und Schwächen lotet er aus und reduziert seine künstlerischen Gegenstände auf das Wesentliche, ohne ihnen die Kraft und Poesie zu nehmen.
„Das Material (Holz) ist intelligent, sagt uns, was wir tun sollen.“ Cengiz Hartmann
Auf Europareise und zuletzt in Brüssel zu sehen, präsentiert der Detmolder Künstler „Zwei Schalen“ im Schloss Brake, die aus dem Holz einer jahrhundertalten Eiche stammen. Sie erzählen eine Geschichte, denn die Verfärbungen im Holz sind eine Reaktion der Gerbsäure mit Blei. Ein Granatsplitter aus diesem Schwermetall traf diesen alten Eichenstamm im Krieg. Die Gestaltung der Schalen setzt ein hohes Maß an Zeit und Arbeit des Künstlers voraus, der mit dem Stechbeitel die Erhebungen im Schaleninneren schafft. Aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet, sind die Schalen Metapher für das pralle, gefüllte Leben oder: Gefüllte Schalen stehen für den Zisterzienser Abt Bernhard von Clairvaux (1090-1153) für die Liebe. Die Risse im Holz erinnern an die Perforierung von Leinwänden eines Lucio Fontano (1899-1968), der mit seinen Schnitten in die Malfläche Raumkonzepte entwickelte und als Maler und Bildhauer damit Kunstgeschichte geschrieben hat. Die Schalen im Braker Schloss faszinieren und der Interpretation sind keine Grenzen gesetzt. Lassen Sie sich überzeugen und betrachten Sie diese Werke im Original, die noch bis zum 24. Mai 2024 dort gezeigt werden. Die ursprünglich vorgesehenen Vasen für das Schloss Brake sind ab Mitte April mit zahlreichen weiteren Werken von Cengiz Hartmann in der Villa Borsani in Mailand zu sehen. Wer nicht so weit reisen möchte, kann ab 29. Mai in Warburg in der Kirche Maria im Weinberg bis Ende August eine große Bandbreite an weiteren Arbeiten des Künstlers bewundern.
Laufzeit: 04.04.2024- 24.05.2024
Foyer Schloss Brake Mo-Do von 10 bis 16 Uhr, Fr von 10 bis 12 Uhr. Eintritt frei