Stipendium
Junge Kunst im alten Künstlerort
Reizüberflutung statt Ruhe
Die südkoreanische Künstlerin Eunjeong Kim kommt als neue Stipendiatin nach Schwalenberg. Ihre Werke erschaffen neue Welten an der Schnittstelle von analoger Malerei und digitaler AR und VR-Technik.
Ab dem ersten Mai 2025 wird eine neue Stipendiatin des Landesverbandes Lippe für sechs Monate in das Künstlerhaus in Schwalenberg einziehen und dort auf die Abschlussausstellung im Oktober im Robert Koepke Haus hinarbeiten.
Die Jury, bestehend aus dem Landesverbandsvorsteher Jörg Düning-Gast, dem Leiter der Kulturagentur des Landesverbandes Lippe, Jochen Brunsiek, der Kunstreferentin/Kunsthistorikerin der Kulturagentur, Dr. Mayarí Granados, die das Stipendium betreut, sowie der Kunsthistorikerin Vera Scheef (Kulturagentur des Landesverbandes Lippe), Schieder-Schwalenbergs Bürgermeister Jörg Bierwirth, Prof. Andreas Beaugrand (Kunstverein Oerlinghausen), André Köller (Firma Phoenix Contact), Prof. Ernst Thevis (Künstler) und Axel Plöger (Künstler), hat sich aus über fünfzig Bewerbungen aus dem In- und Ausland in diesem Jahr für die in Duisburg lebende südkoreanische Künstlerin Eunjeong Kim entschieden.
Eunjeong Kim in ihrem Atelier © Foto: E. Kim
Eunjeong Kim überzeugte durch ihre faszinierende Verbindung von analoger Malerei und digitaler Kunst wie VR (virtual reality) und AR (augmented reality). In ihren Werken erforscht sie die räumliche Wahrnehmung und die Immersivität von Bildräumen. Sie hinterfragt die Grenzen zwischen digitalen und analogen Medien und überträgt digitale Effekte in die materielle Welt der Malerei. Dafür erweitert sie ihre oft großformatigen, farbstarken, abstrakten Gemälde in virtuelle, dreidimensionale Welten, lässt ihre gemalten Bildobjekte schweben und erzeugt Räume, die in der Realität nicht existieren könnten. In einem Interview zu ihrem Stipendium im Künstlerhaus Meinersen 2023 sagte sie: “Ich möchte nichts Beruhigendes erzeugen. Reizüberflutung ist aber nicht mein Ziel, das ergibt sich.“
Eunjeong Kim vereint klassisches, technisch perfektes malerisches Können mit einer virtuellen Phantasiewelt, die sie am Computer mit 3D Programmen erzeugt. KI nutzt sie dafür (noch) nicht, denn die Technik ist derzeit nicht ausgereift genug und kann noch keine komplexen Aufgaben bewältigen. “Zudem gehört zu einem echten Kunstwerk immer auch ein Künstler beziehungsweise eine Künstlerin, da hinter jeder KI zuerst die Idee eines Menschen steht”. Dass digitale Kunst einmal die analoge Kunst ersetzen könnte, glaubt sie nicht. ”Für mich ist sie einfach ein anderes Material, das eine andere Wahrnehmung schafft und eine eigene Welt bildet. Analog bleibt analog, digital bleibt digital. Beides wird immer existieren. Am Anfang haben digitale Elemente meine Malerei nur ergänzt, aber mittlerweile inspirieren sie mich auch wieder zurück zur Malerei. Deshalb sehe ich sie nicht mehr nur als Ergänzung, sondern eher als eine Erweiterung meiner Arbeit. Trotzdem bleibt die Malerei das Zentrum meines Schaffens.” Die Malerei spielt also geradezu die tragende Rolle in Eunjeong Kims Kunst – ergänzt von schwebender Digitalität.
Spannend wird es, zu sehen, wie sich die Ruhe von Schwalenbergs Umgebung mit den bunten, teils überladenen, schrillen, vollen Kunstwerken von Eunjeong Kim verbindet. Für ihre Zeit in Schwalenberg hat die Künstlerin schon verschiedene Ideen. So möchte sie sich während des Stipendiums gezielt auf großformatige Malerei konzentrieren und erforschen, wie sich die Immersivität virtueller Räume auf die physische Erfahrung von analogen Bildern übertragen lässt. Neben der Malerei plant sie eine großformatige Installation mit aufblasbaren, 3–4 Meter hohen Luftballons, die mit XR erweitert werden- man darf gespannt sein, wie dieses Experiment gelingen wird.
Eunjeong Kim, In between 2, 100 x 120 cm, Acryl und Öl auf Leinwand, 2025 © Foto: E. Kim
Eunjeong Kim, In between 2, 100 x 120 cm, Acryl und Öl auf Leinwand, mit Ansicht der AR-Technik, 2025 © Foto: E. Kim
Biografie:
* 1990 in Südkorea, studierte Eunjeong Kim zunächst an der Hong-ik Universität in Südkorea Malerei (Abschluss 2014). Ihre Dozenten weckten ihr Interesse an Deutschland, und so kam sie 2017 nach Deutschland, wo sie an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig studierte. 2022 machte sie ihr Diplom mit Auszeichnung bei Hartmut Neumann und war 2023 Meisterschülerin bei Wolfgang Ellenrieder an der HBK Braunschweig.
Zurzeit lebt und arbeitet sie als freischaffende Künstlerin in Duisburg und Südkorea.
Förderungen / Stipendien / Wettbewerbe / Fellowships:
2025 Schwalenberg-Stipendium des Landesverbandes Lippe
2025 Nominierung in Nordwestkunst Preis 2025, Kunsthalle Wilhelmshaven, Wilhelmshaven
2025 1. Platz im Projektstipendium, YouTransfer, Stuttgart
2025 Projektförderung für die 46. Duisburger Akzente, Duisburg
2024 Artist in Residence, Künstlerhäuser Worpswede, Worpswede
2024 Jahresstipendium für Bildende Kunst 2024, Niedersächsisches Ministerium für
Wissenschaft und Kultur
2024-2025 Förderprogramm ‘150 Jahre Villa Huegel – 150 Projekte für das Ruhrgebiet’,
Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, Essen
2023 Kunst-Technologie Matching Projektförderung, Arko, Südkorea
2023 Auszeichnung im LED-Wettbewerb 2023, Volksbank BraWo, Braunschweig
2023 Fellowship ‘No end to the road’, Kulturforum Witten, Witten
2023 Sponsoring, Braunschweiger Privatbank, Braunschweig
2022-2023 Artist in Residence von der Bösenberg-Stiftung, Künstlerhaus Meinersen,
Meinersen
2022 Diplomarbeitsstipendium, Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, Braunschweig
2021 Auszeichnung im LED-Wettbewerb 2021, Volksbank BraWo, Braunschweig
2014-2015 Förderung für junge Künstler*innen, Kangwon Kulturstiftung, Südkorea
Infos
Schwalenberg-Stipendium für Bildende Kunst des Landesverbandes Lippe im Künstlerhaus Schwalenberg, 1.5.2025 bis 31.10.2025.
Abschlussausstellung vom 28.9. bis 2.11.2025 im Robert Koepke Haus.
Das Künstlerhaus Schwalenberg. Foto: LVL
Blick ins Atelier vom Künstlerhaus.
Foto: S. Theuner, LVL