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07. Juli 2025

Jazz-Jumelage

Jazz, der atmet, was war – und singt, was sein könnte
Text: Sebastian Netta

Ein Besuch bei den „Westfälischen Resonanzen“ – das Projekt Jazz Jumelage kommt nach Schwalenberg

Konzerttermine im Überblick:
5.9.2025 – Marktplatz Schwalenberg
7.9.2025 – Burg Sternberg

Es beginnt mit einem Lied. Nicht laut. Vielleicht nur gesummt. Vielleicht von einer, die in ihrer Kindheit barfuß durchs Gras lief und später die Melodie vergaß. Oder von einem, der längst fortgezogen ist, aber im Traum manchmal noch hört, wie es am Brunnen klingt, wenn jemand „Kein schöner Land“ anstimmt.

Und es beginnt wieder – mit Musik. Diesmal nicht im Dorf, sondern im künstlerischen Exil. Mit Musikern, die kommen, um zu bleiben. Zumindest für ein paar Tage. Aus Paris, Brüssel, Utrecht, Münster, Recklinghausen. Sie reisen an, tragen ihr Instrument wie ein Versprechen auf dem Rücken und steigen die engen Gassen von Schwalenberg hinauf. In ein Künstlerhaus, das nicht nur Quartier, sondern Resonanzraum wird.

Hier, in der kleinen Stadt, die sich selbst wie ein Gedicht in die Lippische Landschaft schmiegt, schlägt ab Anfang September das Herz eines außergewöhnlichen Projekts: Jazz Jumelage – eine klingende Partnerschaft zwischen Regionen, Nationen, Generationen. Eine Annäherung in Tönen. Eine Versuchsanordnung im besten Sinne: Was passiert, wenn internationale Jazzmusiker auf das traditionelle Liedgut Westfalens treffen?

Ein Resonanztagebuch in mehreren Sätzen

Begonnen hat es im Juni, mit einem ersten Aufschlag in Münster, Paderborn und Steinfurt. Damals probten die Musiker in der Landesmusikakademie Heek. Damals waren es andere Stimmen, andere Klangfarben: Sie interpretierten Volkslieder, ohne ihnen den Staub zu lassen. Keine ironische Brechung, kein „Jetzt machen wir’s mal hip“ – sondern eine respektvolle, manchmal zärtliche, manchmal mutige Bearbeitung. Die Lieder, die einst in den Stuben der Bauernhöfe klangen, bekamen Flügel. Und das Publikum hörte hin.

Im September folgt nun der zweite Satz. Die zweite Stimme. Eine neue Farbe.

Ab dem 1. September versammeln sich fünf Musiker im Künstlerhaus Schwalenberg. Sie heißen Noé Clerc (Akkordeon, Paris), Fabrice Alleman (Saxophon, Brüssel), Theo de Jong (Bass, Utrecht), Markus Gahlen (Gitarre und Gesang, Recklinghausen) und wieder Sebastian Netta, der die musikalische Leitung innehat. Sie beziehen das Haus, nicht nur mit ihren Koffern, sondern mit ihrer Neugier. Sie proben, sprechen, improvisieren – lassen sich von den Mauern inspirieren, von den Menschen, den Geschichten, den Wegen in den Teuto.

Die Stationen dieser zweiten Konzertreise sind gesetzt:
am 5. September auf dem Marktplatz in Schwalenberg,
am 7. September auf Burg Sternberg.

Jede dieser Stationen ist mehr als ein Ort. Es sind Bühnen, die keine Grenzen kennen, weder stilistisch noch geografisch. Die Bonsai-Bühne – eine mobile, kleine Bühne aus Holz, die wie ein Yatai durch die Landschaft reist – wird dabei zum Symbol: für das Große im Kleinen, das Globale im Lokalen.

Musik als Sprache, wo Worte nicht mehr reichen

„Jumelage“ – das Wort stammt aus dem Französischen und meint Städtepartnerschaft. In diesem Projekt bekommt es eine klangliche Dimension. Die Musiker wurden gezielt aus Partnerstädten und Freundesnetzwerken eingeladen. Was sie verbindet, ist nicht nur die Musik, sondern der Wille zur Verständigung – über Melodie, Rhythmus, Improvisation.

Dass dieses Projekt möglich wurde, verdankt sich der Förderung durch die LWL-Kulturstiftung, der Unterstützung durch die Gemeinden und Spielorte – und, nicht zuletzt, einer besonderen Einladung: Der Landesverband Lippe, die Lippische Kulturagentur, Herr Jochen Brunsiek und Frau Dr. Mayarí Granados sowie viele engagierte Menschen in Schwalenberg haben seit Herbst 2024 an der Umsetzung mitgewirkt. Sie haben das Künstlerhaus geöffnet, Brücken gebaut, Vertrauen geschenkt. Getragen wird das Projekt durch die „Förderer der Wald und Wiesen Kultur e.V.“

Ein Projekt zwischen Erinnerung und Aufbruch

Was bleibt, wenn der letzte Ton verklungen ist? Vielleicht ein Bild. Von einem Abend, an dem ein alter Volksliedvers ins Französische überging, ein Basslauf die Geschichte fortschrieb, ein Saxophon weinte. Vielleicht auch das Staunen, wie sehr Musik einen Ort verändern kann. Und Menschen verbinden.

„Westfälische Resonanzen“ ist mehr als ein Musikprojekt. Es ist ein Kulturverständnis. Es will nicht unterhalten, sondern berühren. Es will nicht belehren, sondern erinnern. Es spricht nicht von gestern, um zu bewahren – sondern um weiterzudenken. In den Jazz hinein. In den Dialog. In die Zukunft.

Und irgendwo, ganz leise, beginnt wieder ein Lied.

Konzerttermine im Überblick:
5.9.2025 – Marktplatz Schwalenberg
7.9.2025 – Burg Sternberg

Weitere Informationen unter: www.jazz-jumelage.eu

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